Biodiversität

Den Wert der Biodiversität erkennen

Weltweit verbreitet sich die Erkenntnis, dass eine nachhaltige Landwirtschaft auch wirtschaftlich erfolgreich ist. Das zeigt das Beispiel von Costa Rica.

Das vulkanisch geprägte Gebiet von Talamanca in Costa Rica bildet dank seiner fruchtbaren Erde die Grundlage für eines der artenreichsten Gebiete der Welt. Die Landbrücke zwischen Nord- und Südamerika mit den Ländern Costa Rica, Panama und dem nördlichen Kolumbien verfügt dank ihrer geringen Breite über eine Mischform zwischen der pazifischen und der atlantischen Vegetation. Es herrschen hier Einflüsse beider Meeressysteme.

 In Costa Rica waren weniger als 10 Prozent aller Insekten bekannt, bevor das nationale Programm zur Erforschung der Biodiversität vor 20 Jahren begann. Bild: Martin Arnold.

Doch dieses an Artenvielfalt reiche Land war einer der ersten Regionen weltweit, die dem Hamburger-Hunger geopfert wurde. Das geschah in den Anfangszeiten von Mc Donalds in den 50er und 60er Jahre. Die Kuhweide der USA war in wenigen Jahrzehnten leer gefressen und in den Fokus der Fleischproduzenten gerieten schon in den 70er Jahren andere Länder in Südamerika. Costa Ricas zur Steppe gewordene Landschaft, erholte sich erstaunlich schnell, denn Flusstäler und unwegsame Gebiete wurden nie ganz kahl geschlagen. Von diesen Hotspots aus verbreiteten vor allem Vögel die zahlreichen Pflanzenarten wieder in erstaunlicher Geschwindigkeit. 

Coast Ricas Gesellschaft zeigte sich dankbar für die zweite Chance. Der ehemalige Friedensnobelpreisträger Oscar Arias aber auch andere Präsidenten stellten grosse Flächen unter Schutz. Gleichzeitig finanzierten sie die systematische Erforschung der Pflanzen und Tierwelt und gingen dafür auch eine Zusammenarbeit mit ausländischen Pharma-Unternehmen und Universitäten ein. Das Land verfügt heute über die vielseitigste und artenreichste Vegetation der Region. Obwohl es – und dies kann nicht beschönigt werden – auch hier zu schweren Konflikten zwischen den Interessen des Naturschutzes und beispielsweise den grossen Bananenproduzenten kommt.

Im Gegensatz zu den meisten Nachbarländern gibt es aber hier nicht nur steinreiche Grossgrundbesitzer auf der einen Seite und veramte Kleinbauern auf der anderen Seite. Es gibt sozusagen auch einen Mittelstand im Bauerngewerbe. Viele dieser kleinen und mittleren Bauern wirtschaften heute nachhaltig und Boden schonend. Das bringt sie in den Fokus der FAO, der Welt-Ernährungsorganisation in Rom. Auf verschiedenen Sitzungen, aber auch auf der Rio 20+-Konferenz für Nachhaltigkeit wurde und wird inzwischen darüber debattiert, ob nicht eine nachhaltige Landwirtschaft die geeignete Form ist, die Ernährung der ganzen Menschheit längerfristig sicherzustellen. Denn in der Monokultur-Landwirtschaft ist es ein wenig mit dem Erdöl: Es wird aus dem Boden rausgepresst, was er hergibt und dann ist es vorbei.

Tausende Kleinbauern haben in Costa Rica einen Nebenerwerb. Sie helfen mit, Pflanzen und Tiere zu sammeln, damit sie klassiert werden können. Heute sind in Costa Rica 85 Prozent der Pflanzenarten bekannt. Bild: Martin Arnold

Kwesi Atta-Krah, Generaldirektor von Biodiversity International, einer FAO-Unterorganisation vertritt die Ansicht, dass der Wert einer nachhaltigen Produktion, welche auch das Saatgut von Nutzpflanzen in ihrer ganzen Vielfalt schützt und weiter entwickelt, besser, vor allem aber korrekt beziffert werden müsse. Ausserdem müsse der Wert durch den Erhalt einer fruchtbaren Humusschicht, also auch die Biodiversität unterhalb der Grasnarbe besser erforscht und beziffert werden. Biodiversity International vertritt die Meinung, dass nachhaltig produzierende Landwirte weit wirtschaftlicher arbeiten, als dies gerne dargestellt würde. Das aber würde es attraktiv machen, weitere Bauern zu schulen und zur nachhaltigen Produktion anzuregen. Untersuchungen in Costa Rica zeigten jedenfalls, dass die Nahrungsmittel nicht nur gesünder, sondern auch günstiger produziert werden können. Sie sind widerstandsfähiger gegen Schädlinge und brauchen weniger Dünger. Pestizide, Fungizide und Herbizide sind nämlich ein schmerzhafter Budgetposten in einer Hofrechnung.

Ähnliche Beiträge

Keine ähnlichen Beiträge gefunden